iPadOS 15: Falsche Erwartungen oder berechtigte Kritik?
Das M1 iPad Pro bekommt mit iPadOS 15 keine Pro-Apps wie Final Cut, Xcode oder Logic, kein überarbeitetes File-System, keinen besseren Support für externe Monitore und keine Software, welche den gnadenlos überpowerten M1 samt 8 oder 16 GB Ram wirklich ausnutzen würden. Handelt es sich hier um falsche Erwartungen oder tatsächlich berechtigte Kritik?
Heute geht es um das kommende iPadOS 15, welches Apple jüngst auf der WWDC 2021 vorgestellt hat. Und ich persönlich kann meine Enttäuschung nicht ganz verbergen, ich hatte mir ein bisschen mehr erwartet. Ja, iPadOS 15 bekommt endlich Widgets und einen überarbeiteten Homescreen, wie wir es vom iPhone kennen. Ja, Multitasking wurde überarbeitet und leichter zugänglich gemacht. Ja, die ganzen SharePlay-Geschichten, wo man gemeinsam Videos anschauen, Musik anhören oder den Bildschirm teilen und gleichzeitig Facetimen kann, sind ziemlich cool – aber insgeheim hatte ich mir mehr erhofft. Und da bin ich nicht der Einzige, wenn man mal so im Netz die Reaktionen auf iPadOS 15 durchgeht. Und die drängendsten Fragen, werden wir jetzt mal gemeinsam durchgehen und versuchen die Entscheidungen von Apple zu verstehen und auch ob die ein oder andere iPadOS-Hoffnung auch einfach mit falschen Erwartungen zu tun hat.
Und wir beginnen mit:
Warum hat Apple mit dem M1 einen Mac-Chip in das iPad Pro gepackt und dann kein macOS für das iPad Pro veröffentlicht?
Zunächst einmal: Eigentlich handelt es sich um den M1 nicht um einen Mac-Chip. Vielmehr handelt es sich um einen iPhone-iPad-Chip, der so leistungsstark geworden ist, dass Apple ihn im Mac und dann auch im iPad Pro verbaut hat. Apple hätte den Chip auch A14X oder A14Z nennen können. Ja, der M1 hat auf dem Mac ein paar Spezial-Funktionen bekommen wie x86-Beschleuniger oder einen Thunderbolt-Controller, aber im Grunde handelt es sich um einen Chip, der aus der iPhone- und iPad-Familie hervorgegangen ist.
Ok, aber unabhängig davon hat Apple mit den M1 MacBooks natürlich gezeigt, wie toll macOS auf diesem M1-Prozessor läuft und bei vielen Arbeitsbereichen Kreise um die Intel-Chips dreht. Warum also hat Apple nicht einfach macOS auf das iPad Pro gebracht? Das ist vielleicht noch die am einfachsten zu beantwortende Frage, denn macOS ist an vielen Stellen einfach von der Benutzeroberfläche nicht für das iPad optimiert. MacOS ist für eine Steuerung mit Maus und Tastatur entwickelt worden. Und auch wenn das iPad mittlerweile auch Unterstützung für Maus und Tastatur besitzt, ist das iPad in erster Linie für die Benutzung mit dem Finger ausgelegt worden.
MacOS bietet in den Menüleisten, in den Menüs und selbstredend auch in den jeweiligen Programmen einfach viel zu kleine Schaltfächen, als das man diese sinnvoll auf einem iPad bedienen könnte. Es würde schlichtweg keinen Sinn und auch keine Freude für einen Großteil der iPad-User bringen, macOS einfach so auf das iPad zu bringen. Wobei man natürlich argumentieren könnte: Apple könnte uns doch einfach die Wahl lassen und die Leute, die es wollen, einfach macOS installieren lassen. Vllt über einen Bootmanager parallel zu iPadOS. Was man dabei nicht vergessen darf: Die Leute, die sich so etwas wünschen, machen nur einen kleinen Teil der iPad-Nutzer aus. 90-95 Prozent der Otto-Normal-iPad-Kunden ist macOS auf dem iPad herzlich egal. Die wollen einfach nur ein gut funktionierendes Tablet, das man mit dem Finger bedienen kann. Daher hat das auch keine hohe Priorität bei Apple. Allerdings ist auch gar nicht macOS das Hauptproblem beim M1 iPad Pro, sondern die fehlenden Pro-Apps. Und das bringt uns direkt zur nächsten Frage.
Warum verbaut Apple einen total überpowerten Chip wie den M1 in das iPad Pro und bringt dann keine Pro-Apps, die diesen auch ausnutzen?
Apple hat uns in der Vergangenheit mit den iWork-Apps und Garage Band ja schon sehr positiv auf dem iPad überrascht. Und im Grunde sagen alle Tester des M1 iPad Pros: Jetzt fehlen nur noch die Pro-Apps wie Final Cut, Xcode oder Logic auf dem iPad. Und Leaker wie beispielsweise Jon Prosser heizen die Gerüchteküche zusätzlich an, den Prosser hatte schon vor über einem Jahr gesagt, dass Apple an einem Final Cut für das iPad arbeiten würde, das aber erst im Sommer 2021 vorgestellt werden soll. Nun, das hätte natürlich toll gepasst mit dem M1 iPad Pro jetzt. Nun ist die WWDC Keynote 2021 aber schon rum und das wäre eigentlich DER Ort gewesen, wo man Final Cut für das iPad Pro enthüllt hätte, wenn es denn diesen Sommer erscheinen sollte. Das heißt jetzt nicht, dass Apple nicht doch an einem Final Cut für das iPad arbeitet, aber es ist auf jeden Fall super unwahrscheinlich, dass es in Kürze erscheinen wird.
Es gibt aber einige Hinweise, dass wir uns auf eine Zukunft mit Pro Apps wie Final Cut auf dem iPad Pro zu bewegen. So wird die Maus- und Tastatur-Unterstützung mit jeder iPadOS-Version besser, die Hardware wird immer stärker, wir haben jetzt den unglaublich leistungsfähigen M1 im iPad Pro, es gibt jetzt 8 und 16 GB Ram im iPad Pro, Swift Playgrounds erlaubt komplexeres Coding bis hin zum erstellen von einfachen Apps. Und es gibt jetzt sogar Xcode in der Cloud.
Apple scheint aber einfach noch nicht so weit zu sein, den finalen Schritt Richtung Pro-Apps auf dem iPad Pro zu gehen. Denn, wenn Apple uns Final Cut auf das iPad bringt, dann wird es nicht einfach eine 1:1-Umsetzung vom Mac sein, sondern eine welche für die Maus- und Tastatur- und insbesondere die Touch-Bedienung des iPads optimiert wurde. Vielleicht muss es ja auch gar nicht Fincal Cut sein, sondern ein komplett neuer und speziell für das iPad entwickelter Pro-Video-Editor. Aber Apple scheint einfach noch nicht den Stein der Weisen gefunden zu haben, wie man diese Pro-Apps mit den komplexen Features sinnvoll auf dem iPad bedienen kann. Oder wenn man ehrlich ist: Apple wollte diesen Stein auch noch nicht finden.
Denn diese Kritik gibt es ja im Grunde seit dem ersten iPad Pro, sprich Apple hätte mit den Pro-Apps auch schon vor Jahren anfangen können. Dennoch scheint es so, als ob das iPad Jahr für Jahr mehr kann und die Apps werden auch Jahr für Jahr ein Stück besser. Ich selbst bin total überrascht, wie gut ich mit der Kombination M1 iPad Pro und Magic Keyboard arbeiten kann. Seit Ende Mai mache ich meine ganze Arbeit für diesen YouTube-Kanal hier – inklusive Video-Editing auf meinem neuen M1 iPad Pro – und ich bin im Grunde genau so schnell oder langsam wie auf meinem M1 MacBook Air.
Was ich sagen will: Es ist frustrierend, wenn Apple bei bestimmten Dingen so langsam Fortschritte macht. Aber es scheint in die richtige Richtung zu gehen.
Aber mal ganz unabhängig davon hat Apple den M1 im iPad Pro vllt gar nicht verbaut, um uns Pro-Apps zu bringen. Zum Einen ist der M1 aus Marketing-Sicht super für das M1 iPad Pro gewesen, jeder hat drüber geredet. Zum Anderen ist es für Apple einfach auch günstiger, den M1 im iPad Pro zu verbauen. Dadurch kann Apple mehr M1 ordern, dadurch kann Apple bei den Zulieferern besser verhandeln und kriegt bessere Preise. Das bedeutet eine größere Marge bei allen Produkten, die den M1 verbaut haben. Aber noch einfacher ausgedrückt: Es macht für Apple auch wirtschaftlich überhaupt keinen Sinn, noch einen weiteren anderen Prozessor für das iPad Pro zu entwickeln. Und was man auch nicht vergessen darf: Aktuell gibt es eine Chip-Krise. Immer mehr Hersteller brauchen mehr Chips, mehr Produktionskapazitäten. Es gibt aber nur begrenzte Produktionskapazitäten, begrenzte Ressourcen plus die Nebenwirkungen der Corona-Krise. Hier mag es für Apple auch einfacher sein, einfach den etablierten M1 bei den Zulieferern in größeren Mengen zu ordern.
Hält Apple das iPad bewusst zurück, um mehr Macs zu verkaufen?
Ich glaube, dass das so ist, ja. Und ja, ich kenne auch die Gegenstimmen, die sagen, dass Apple in der Vergangenheit nicht davor zurück geschreckt hat, Konkurrenz-Produkte aus den eigenen Reihen zu schaffen. So wurde der iPod Mini mit dem iPod Nano ersetzt. Das iPhone hat im Revier des iPods gewildert. Und das iPad beim Mac. Und ja, es war mal so, dass es die Einstellung bei Apple gab: Hauptsache die Leute nutzen ein Apple-Produkt und nicht ein Konkurrenz-Produkt. Ich denke, dass das auch eine Einstellung von Steve Jobs war, der sich mit großer Leidenschaft für bessere Produkte eingesetzt hat, auch wenn es bedeutet hat, eigene Produkte in die Pfanne zu hauen.
Aber seit Tim Cook am Ruder ist, kam es doch bei Apple gar nicht mehr vor, dass ein Produkt wirklich im Revier eines anderen Apple-Produkts gewildert hat. Ihr dürft mich hier gerne korrigieren, wenn ich falsch liege. Und ich möchte auch überhaupt nicht Tim Cook kritisieren, den ich für einen fantastischen Manager halte. Unter ihm ist Apple in neue Sphären vorgestoßen, dem Konzern geht es so gut wie lange nicht und ich finde nach wie vor, dass Apple fantastische Produkte kreiert und auch unter Tim Cook innovativ ist. In seine Ära fallen die Apple Watch, die AirPods, der M1. Aber unter Tim Cook ist Apple auch effizient und strategisch wie nie. Da wird kein Anschluss zu viel verbaut, kein Netzteil zu viel beigelegt, kein Kabel zu viel in die Verpackung gelegt.
Und genau so bin ich davon überzeugt, dass die Teams bei Apple sehr effizient zusammen gestellt sind und nicht durch schiere Man-Power einfach etwas umsetzen, sondern dass es immer wirtschaftlich bleiben muss. Es ist zum Beispiel bekannt, dass die Siri-Abteilung bei Apple deutlich kleiner ist, als die Alexa-Abteilung bei Amazon.
Und natürlich gibt es bei Apple regelmäßige Strategie-Meetings, welche Produkte welche Features erhalten, sodass die Produkte sich im besten Fall ergänzen und die Konsumenten sich neben einem iPhone, noch ein iPad und einen Mac kaufen. Hier mal ein paar Beispiele:
- Warum braucht Apple so lange, den Bildschirm bei großen iPhones mit Splitscreen oder zwei Apps nebeneinander sinnvoll zu füllen? Bestimmt nicht allein, weil die Leute es auf dem iPhone nie nutzen würden, sondern weil die Leute sich dafür ein iPad kaufen sollen.
- Warum gibt es bis heute und auch mit iPadOS 15 keine Unterstützung für mehrere Benutzer? Weil Apple möchte, dass ihr euch mehrere iPads in der Familie kauft oder wenn ihr dieses Feature möchtet einen Mac.
- Warum gibt es keinen Stylus auf dem iPhone? Weil man dafür das iPad nutzen soll
- Warum gibt es kein Final Cut, Xcode oder Logic auf dem iPad? Weil die Leute sich dafür einen Mac kaufen sollen
- Warum hat Apple so lange gebraucht, Siri auch for Drittanbieter-Apps wie Spotify zu öffnen? Weil die Leute Apple Music nutzen sollten
Im besten Fall ergänzen sich die verschiedenen Produkte. Das sieht man auf hervorragende Weise bei Sidecar und dem neuen Universal Control, wo ihr Dokumente und Fenster von eurem iPad über ein MacBook sogar zu einem iMac schieben könnt. Das sieht man auch an AirDrop, womit man unter Apple-Geräten wunderbar einfach Dateien austauschen kann. Das sieht man daran, dass man sein iPhone, iPad oder sogar die Apple Watch benutzen kann, um auch sein Apple TV zu bedienen. Das sieht man an der iCloud-Synchronisierung, wo man ein Spiel oder eine Arbeit auf dem iPad beginnen und auf dem Mac fortführen kann. Das sieht man an der AirPods-Familie, welche man ohne komplizierten Pairing-Prozess und ohne Anzahl-Beschränkung wie bei herkömmlichen Blutooth-Kopfhörern problemlos auf diversen Apple-Geräten nutzen kann.
Natürlich finden intern bei Apple regelmäßig Meetings statt, welche Features auf welchem Gerät Verwendung finden könnten. Und natürlich hat Apple für jedes Gerät einen ganz bestimmten Markt, eine ganz bestimmte Kundengruppe im Blick.
- Das iPhone ist die Eierlegende Wollmilchsau mit großartiger Kamera zum Telefonieren.
- Das iPad ist das Konsumier-Gerät, mit Schwerpunkt auf die Bildung, für alle die Schreiben müssen, Notizen erstellen und einen Stylus zum Arbeiten brauchen wie Grafik-Designer oder ein Tablet für unterwegs brauchen wie Fotografen. Das iPad ist das Gerät mit einfacher Bedienung, mit dem man auch schon viele traditionelle Computer-Dinge machen kann.
- Und der Mac ist das Gerät für die Profis mit massig Hardware-Power für Videoschnitt und Foto-Bearbeitung, zum Programmieren und für sonstige gehobene Ansprüche.
Aber für mich ist es so offensichtlich, dass Apple manche Features auf manchen Apple-Geräten so lange wie möglich zurückhält, damit die Leute sich so viele Apple-Produkte wie möglich kaufen.
Ich will das jetzt nicht in ein so negatives Licht stellen, denn es ist das gute Recht von Apple, die eigenen Produkte bestmöglich zu vermarkten und verkaufen. Es geht um viel Geld, Apple ist auch den Aktionären und Investoren verpflichtet. Und letztlich ist es auch immer noch so, dass Apple trotzdem die besten Produkte in vielen Kategorien baut.
Was ist der Sinn eines M1 im iPad Pro, wenn das iPad Pro nicht mehr kann als ein iPad Pro mit A12Z?
Auch wenn man es nicht auf den ersten Blick sieht, ein M1 im iPad Pro gibt einem mehr Möglichkeiten als ein A12Z. Der M1 ist zwei Prozessor-Generationen neuer, hat demzufolge erweiterte und verbesserte Fähigkeiten in Bezug auf die Neurale Engine, das Decodieren und Encodieren von Videos, der M1 hat einen verbesserten Bildprozessor welcher bessere Resultate bei Fotos und Videoanrufen produziert, es gibt mehr und leistungsfähigere Prozessor-Kerne und somit eine bessere Performance über das ganze System hinweg und es gibt einen Thunderbolt-Controller für schnelleren Datenaustausch mit anderen Geräten – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und im Lauf der Zeit wird es naturgemäß so sein, dass Apps wie Photoshop, Luma Fusion oder ProCreate Gebrauch machen werden, von der Extra-Power des M1.
Letztlich ist es aber auch so, dass Apple vermutlich nicht in diesen Kategorien denkt, also dass M1 iPad Pro nicht mehr kann als ein iPad Pro mit A12Z-Prozessor. Denn die wenigsten Leute holen sich jede 1-2 Jahre ein neues iPad Pro. Das machen nur die 5 Prozent Tech-Nerds, die auch auf YouTube immer in Technik-Videos über die Produkte berichten. Apple hat hier ein wenig mehr das große Ganze im Blick: 90-95 Prozent der Nutzer aktualisieren ihre Geräte alle paar Jahre und wenn man 2-4 Produkte-Generationen zurückgeht, dann ist das M1 iPad Pro ein dramatischer Performance-Schritt nach Vorne, den man auch im Alltag spürt.
Es ist auch hier häufig das Zusammenspiel von Software- und Hardware-Verbesserungen sowie Zubehör. Ich persönlich bin nach wie vor überrascht, wie frisch und produktiver sich das M1 iPad Pro mit MiniLED-Display und Magic Keyboard-Case von 2021 im Vergleich zu meinem letzten iPad Pro von 2018 – für das damals noch kein Magic Keyboard-Case erhältlich war – anfühlt.
Das M1 iPad Pro ist total überpowert und iPad OS 15 wird daran nichts ändern
Ja, das stimmt. Und ja, das ist eine Enttäuschung. Vielleicht wäre es vielen Leuten aber gar nicht so aufgefallen,wenn Apple den M1 im iPad Pro nicht M1 sondern A14X genannt hätte. Denn auch die vorigen Chip-Generationen waren immer deutlich schneller als die vorige Chip-Generation und immer sagte man, dass die Software nicht mit der Power Schritt halten kann.
Letztlich kann man das Ganze aber auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Denn Apple ist der einzige Computer-Hersteller der Welt, der seine Geräte mit Betriebssystem-Updates für 5-6 Jahre inklusive teils bedeutender Feature-Updates versorgt.
Und das ist auch nur möglich, weil die Prozessoren in diesen Geräten so leistungsfähig sind und so viel teils ungenutzte Kapazitäten haben, dass sie auch nach 5 Jahren und umfassenden Feature-Updates noch ausreichend schnell sind. iPadOS 15 kann man noch auf einem iPad Air aus dem Jahr 2014 nutzen, iOS 15 läuft noch auf einem iPhone 6s aus dem Jahr 2015. Ja klar sind diese Geräte mit den modernen Betriebssystem-Updates und zahlreichen neuen Features längst nicht mehr so schnell wie damals, aber dass diese Geräte überhaupt noch Updates erhalten – und nicht wie bei Android-Geräten nach 2-3 Jahren Schluss mit Updates ist – dass ist nur möglich, weil die Prozessoren noch so viele Performance-Reserven haben.
Warum 8 oder 16 GB Ram in ein iPad Pro packen, wenn die Apps maximal 5 GB Ram ausnutzen können?
Wer das nicht ganz mitbekommen hat: Kurz vor der WWDC 2021 hat der Entwickler der bekannten App ProCreate bekannt gegeben, dass Apps in iPadOS maximal 5 GB Ram nutzen können. Auch wenn man ein M1 iPad Pro mit 16 GB Arbeitsspeicher besitzt, können Apps lediglich auf 5 GB Ram davon zugreifen. Daran wird auch iPadOS 15 nichts ändern – zumindest nicht nach den ersten Betas. Sprich: Dies bedeutet ganz automatisch, dass beispielsweise Grafik- und Foto-Bearbeitungs-Apps wie eben ProCreate oder auch Photoshop automatisch limitiert sind in Bezug auf die Anzahl der Ebenen, die sie darstellen können. Man darf aber auch nicht vergessen, dass iOS und iPadOS von Anfang an ganz anders konzipiert wurden als beispielsweise macOS. Denn in iPadOS ist es so, dass wenn der Arbeitsspeicher knapp wird, das Betriebssystem automatisch Apps schließt. Das sieht man dann beispielsweise daran, dass Tabs in Safari neu laden müssen, wenn man Safari wieder aufruft. Das ist anders als bei macOS, wo Programme im Hintergrund permanent weiterlaufen und auch permanent Speicher beanspruchen. Ja klar, irgendwann fängt macOS an Daten aus dem Arbeitsspeicher auf die Festplatte bzw. SSD auszulagern, im Grunde geht das aber zu Lasten der Performance. Bei neueren Macs merkt man das aber nicht mehr so, da die SSDs unglaublich schnell geworden sind.
Letztlich muss man aber sagen, dass dies auch noch Altlasten aus der Entstehungsgeschichte der jeweiligen Betriebssysteme sind. Der Mac ist ja seit jeher DER Arbeitscomputer bei Apple, Multitasking und das Öffnen zahlreicher Fenster ist fest vorgesehen. Anders bei iPadOS, das aus iOS hervorgegangen ist. Im mobilen Bereich gab es anfangs nur limitierte Power, kleine Akkus, schwächere Chips, kleine Arbeitsspeicher, wenig allgemein zur Verfügung stehenden Speicher. Außerdem werden Macs regelmäßig an der Steckdose betrieben, auch MacBooks – iPhones und iPads in der Regel nicht. Hintergrund-Aktivitäten wie das Auslagern und permanten hin- und herschieben von Dateien vom Arbeitsspeicher auf den allgemeinen Gerätespeicher sind bei Batterie-Betrieb nicht unbedingt empfehlenswert. Man musste auf iOS und iPadOS mit den Hardware-Begrenzungen und den zur Verfügung stehenden Ressourcen klar kommen, weswegen Apps beispielsweise nicht unendlich viel Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen dürfte, damit das ganze System nicht unendlich langsam oder instabil werden würde.
Außerdem: Für viele iOS- und iPadOS-Geräte ist das 5 GB-Ram-Limit auch heute noch sinnvoll. Der M1 und 8 und 16 GB Ram in einem iPad sind auch noch brandneu. Irgendwann wird auch das 5 GB Limit pro App fallen, wir sind einfach noch nicht so weit. In der Praxis bedeutet das aktuell, dass ihr auf euren M1 iPad Pros mehrere große Apps parallel offen haben könnt, ohne dass euer iPad die Apps neu laden muss. Wie Apple das in Zukunft handhaben wird, und ob Apple hier wie beim Mac auch ein Auslagern von Daten aus dem Arbeitsspeicher auf den normalen Geräte-Speicher vornehmen wird, wird man sehen. Wir müssen hier einfach noch Geduld haben. Für viele Apps ist dieses 5 GB Ram-Limit ohnehin kein Problem, Apps wie ProCreate, Photoshop und vermutlich auch Luma Fusion dürften aber davon profitieren, wenn dieses Limit irgendwann fällt.
Warum hat sich am Support für externe Displays und der Dateien-App nichts zum besseren geändert?
iPadOS 15 wird keine Verbesserungen bei der Unterstützung für externe Displays bieten und auch keine Neu-Gestaltung bei der Dateien-App. Beides sind traurige Neuigkeiten, zumal die Kritik hier ebenfalls schon länger besteht. Sprich: Abgesehen von einigen wenigen Apps, wird der Bildschirm auf externen Displays einfach nur gespiegelt. Da das iPad aber im Grunde ein 4:3-Format bietet und Fernseher oder Displays in der Regel 16:9 bis hin zu 21:9-Formaten bieten, gibt es häufig dicke schwarze Balken rechts und links. Und das der M1 es besser kann, zeigt macOS. Es handelt sich also um eine klare Limitation auf Seiten von iPadOS.
Und auch bei der Dateien-App gibt es keine Verbesserungen. Und so sehr ich auch den Ansatz von Apple verstehe, die Files-App einfach zu halten, gerade im Vergleich mit der komplexen Funktionalität des Finders vom Mac, fehlen bei der Dateien-App in iPadOS nach wie vor Basic-Features. Nach wie vor kann es zu Problemen mit dem Kopieren sehr sehr großer Dateien kommen. Und auch simple Dinge wie Fortschrittsbalken wird man in iPadOS 15 immer noch nicht finden.
Aber sowohl bei der Dateien-App als auch bei externen Displays hat Apple vermutlich einfach Prioritäten gesetzt. Diese Verbesserungen wären nur für einen kleinen Teil der Nutzer vorteilhaft gewesen, als richtige Arbeitsmaschine sieht Apple weiterhin den Mac.
Mein Fazit
Ist die Kritik an iPadOS 15 nun berechtigt oder sind die Erwartungen zu hoch? Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte. Es ist ja nicht so, dass Apple keine Verbesserungen an iPadOS vornehmen würde. Für Apple ist das Ganze halt auch immer ein Balance-Akt, wofür man die zur Verfügung stehenden Arbeits-Ressourcen verwendet – wo die Prioritäten liegen. Denn vermutlich kommen die ganzen SharPlay-Funktionen in iPadOS 15 wesentlich mehr Leuten zu Gute, als wenn man das Ram-Limit von Apps erhöhen würde oder den externen Display-Support für 5-10 Prozent der Nutzer. Und nur weil für das iPad ein tolles Magic Keyboard verfügbar ist und Mouse und Trackpad-Unterstützung bietet, muss Apple berücksichtigen, dass ein überwältigend großer Teil der Nutzer das iPad mit dem Finger bedient und als Konsum-Gerät nutzt und nicht als Hauptgerät für professionelle Video-Bearbeitung.
Hinzu kommt, dass wir nicht wissen, wie sehr die Corona-Krise und das umfassende Arbeiten vom Home Office aus, die Arbeiten an iPadOS 15 beeinträchtigt haben und bestimmte Features bewusst weggelassen wurden. Aber da der Ruf nach Pro-Apps, einem gescheiten Dateien-System und einer deutlich verbesserten Multitasking-Funktion schon so lange besteht, darf man Apple meiner Meinung nach hierfür schon auch kritisieren.
Denn auch wenn Apple die neuen Multitasking-Optionen in iPadOS 15 groß auf der Keynote angeteasert hat, handelt es sich um Grunde nur um kleine Verbesserungen am bestehenden System.
Wir nähern uns beim iPad dem gewünschten Zustand in kleinen Schritten und dennoch bietet das iPad mit Abstand die beste Tablet-Erfahrung, die es auf dem Markt gibt.
Für mich persönlich ist es auch kein Argument zu sagen: Das iPad ist nur eine Laptop-Alternative. Wenn man einen Laptop mit allen Funktionen haben will, dann soll man sich einfach ein MacBook kaufen. Ja, kann sein, dass man das so sehen kann. Mir persönlich macht die Bedienung des iPads aber einfach wesentlich mehr Spaß als macOS. Und das einzige was mehr oder weniger zur Perfektion fehlt sind PRO-Apps, besserer externer Display-Support und ein besseres Dateien-System. Und all diese Forderungen werden eben schon seit Jahren an Apple gerichtet.
Also, das Video hier sollte eigentlich gar nicht so kritisch rüberkommen. Vllt mache ich demnächst noch ein Video mit all den Dingen, die iPadOS 15 neu auf den Tisch bringt
Das sind meine Gedanken zu iPadOS 15, wie Apple es auf der WWDC 2021 vorgestellt hat. Schreibt eure Gedanken zum M1 iPad Pro, zu iPadOS 15 bitte mal in die Kommentare.
Die Public Beta von iPadOS 15 erscheint im Juli 2015.
M1 iPad Pro 12.9 (MiniLED-Display) kaufen:
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M1 iPad Pro 11 Zoll (KEIN MiniLED-Display) kaufen:
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M1 MacBook Air kaufen:
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M1 MacBook Pro kaufen:
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M1 iMac 24 Zoll kaufen:
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Apple Magic Keyboard für das iPad Pro 12.9 Zoll kaufen:
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Spigen Liquid Air Hülle für das iPad Pro 12.9 Zoll:
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1:42 Warum kein macOS?
4:12 Warum keine Pro-Apps?
8:32 Hält Apple das iPad bewusst zurück?
13:30 Warum M1-Chip, wenn er nicht mehr kann als der A12Z?
15:41 Der M1 ist total overpowered und iPadOS 15 wird daran nichts ändern
17:12 Warum 16 GB Ram in einem iPad, wenn Apps nur 5 GB nutzen dürfen?
20:50 Warum ist die Files-App und der Support für externe Monitore nicht besser geworden?
22:24 Mein erstes Fazit zur Beta von iPadOS 15